Perfidia by James Ellroy

Perfidia by James Ellroy

Autor:James Ellroy [Ellroy, James]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2015-03-05T05:00:00+00:00


58.

KAY LAKES TAGEBUCH

LOS ANGELES / SAMSTAG, 13. DEZEMBER 1941

15:39 Uhr

Ich zeichnete den schlafenden Scotty. Ich ließ das Schlafzimmer im Dunkeln und nutzte die Nachttischlampe als Zeichenstütze. Mitten am Nachmittag; Scotty war völlig übernächtigt bei mir erschienen. Wir leben in einer rund um die Uhr wachen Stadt. Der schlafende Officer Robert S. Bennett war beispielhaft dafür.

Scottys Muskeln sind verkrampft und zeugen deutlich von seinen jüngsten Anstrengungen. Er arbeitete gestern beim Absperrdienst in Chinatown, schlief pflichtgemäß im Ruheraum des Bureau und ging mit den anderen Schlägern der Dudster-Truppe wie Mike Breuning und Dick Carlisle zurück zum Dienst. Stundenlange Aktenarbeit am Watanabe-»Drittklassen-Mord«, der Chief Jack Horrall einen »bissigen Floh ins Ohr gesetzt« habe. Danach eine Fahrt zum Militärgefängnis MacArthur. Unerklärlicherweise hatte alles mit Shrimp-Öl, Fischöl, Glasscherben und dem Watanabe-Haus zu tun. Die Schläger Breuning und Carlisle überprüften die Festnahmelisten, sicherten die Adresse eines Fischkonserven-Unternehmens, das von einer japanischen Gemüsefarm aus arbeitete, worauf sie Schläger Scotty an die östlichste Ecke des San Fernando Valley schickten. Schläger Scotty empfand die Fahrt nach Süden und die erneute überstürzte Rückkehr nach Norden als verwirrend; das hing alles mit »diesen weißen Dreckskerlen« zusammen, die »Japsen«-Besitz aufkaufen wollten – für ihn das reinste Kauderwelsch. Schläger Breuning und Schläger Scotty hielten die Japsen in Schach, während Schläger Carlisle die Eindosungsausrüstung beschlagnahmte, »um die Gefährdung der öffentlichen Gesundheit zu unterbinden«. Schläger Breuning kauderwelschte englisch mit den Japsen, die »keinen Fatz« preisgaben. Schläger Scotty bekam Befehl, die Japsen zu ohrfeigen, während Schläger Carlisle sie zu schweigen ermahnte. Schläger Scotty wusste immer noch nicht, was Dudster und seine Kameraden eigentlich wollten. Mein süßer Junge mochte das Ohrfeigen passiver Japsen überhaupt nicht, obwohl er Donnerstagnacht einen »Chinamann« umgebracht hatte.

Los Angeles zu Beginn des Krieges mit Abenteuern rund um die Uhr. Mein rauer Bursche, der sich im Schlaf verkrampfte.

Ich schob die Lampe so hin, dass Licht auf den Platz im Bett neben Scotty fiel. Ich zeichnete Claire De Haven als sie selbst und Claire als die Jungfrau von Orleans. Ich legte die beiden neben meinen nackten Liebhaber. Ich studierte die Bilder und verstand, wie Claire eine derart vollkommene Verwandlung gelungen war.

Es war der reine Glaube. Außerhalb ihrer eigenen Phantasien existierte sie nicht. Was sie sich ausdachte, das galt. Sie gab sich ironisch und war der personifizierte Eifer. Sie reagierte so stark auf William H. Parker und mich, weil wir Blut von ihrem Blut waren. Wir waren sowohl ihre Feinde als auch ihre einzigen Blutsverwandten.

Es dämmerte. Ich schaltete meine Lampe aus und legte mich neben Scotty ins Bett. Mein rauer Bursche war fest eingeschlafen. Ich bettete meinen Kopf auf seine Brust und hörte sein Herz schlagen.

Lee kam nach Hause. Ich hörte, wie er sein eigenes Schlafzimmer betrat und die Tür hinter sich zuzog. Tanzmusik wehte von den Klubs am Strip hoch; ein heller Mond schien durch die Sturmwolken und ließ in unregelmäßigen Abständen sein Licht auf Scotty fallen. Ich dachte an Claires Party am kommenden Montag und fragte mich, warum Dr. Lesnicks Büro mich nicht zurückrief, nachdem ich um eine zweite Stunde gebeten hatte. Die wahrscheinliche Antwort? Claire hatte mit dem verräterischen Doktor gesprochen.



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